Storytelling im eCommerce

April 4, 2018 05:24

Wie kann man den Besucher emotional packen und ihn zum Interessenten und dann zum Kunden machen?

Tagtäglich ringen unzählige Informationen um die Aufmerksamkeit von Kunden und Interessenten. Im Fernsehen, Radio und vor allem online konkurrieren die Anbieter um das wertvollste Gut unserer Tage: Zeit. Die Zeit des Kunden ist die höchste Währung, seine Aufmerksamkeit eine besondere Auszeichnung, die nur selten verliehen wird. Wie also kann man den Besucher packen, ihn zum Interessenten und dann zum Kunden machen? Die Antwort ist leicht: indem man bestimmte Funktionsweises seines Gehirns benutzt und ihm Geschichten erzählt. Das, was vor zehntausend Jahren an den knisternden Lagerfeuern unserer Vorfahren eine Selbstverständlichkeit war, lassen wir wieder aufleben. Wir erzählen Geschichten, spinnen Fäden und legen Holz nach. Es war einmal!

Was ist Storytelling?

Natürlich haben Sie schon von diesem Thema gehört, doch kennen Sie auch den entscheidenden Unterschied, den Storytelling ausmacht? Es ist an einem Beispiel leicht zu erklären:

Wenn wir sagen:

Der König ist tot. Die Königin ist auch tot.

Dann sind das Fakten, die leicht vergessen werden, wenn man das Königspaar nicht persönlich kannte.

Wenn wir allerdings sagen:

Der König starb, und kurze Zeit später starb die Königin an ihrem gebrochenen Herzen.

Dann haben wir eine Geschichte erzählt, die im Gedächtnis bleibt. Nach diesem Prinzip funktionieren alle Märchen. Sie erzeugen Emotionen , spielen Gut gegen Böse aus (Gut gewinnt natürlich), sie präsentieren das größtmögliche Drama. Rotkäppchen wird gefressen, Hans-guck-in-die-Luft fällt ins tiefe Wasser, Witwe Bolte entledigt sich der frechen Jungs auf eindrückliche Art und Weise, Drachen müssen bekämpft und schlafende Jungfrauen wachgeküsst werden. Wer die Brutalität in diesen Geschichten bemängelt, der verkennt, dass es sich bei den geschilderten Vorkommnissen und Personen um Archetypen handelt. Wir wollen die Märchen im Hinterkopf behalten, wenn wir uns mit dem Thema Storytelling befassen. Denn eines ist klar, wenn es heißt: Es war einmal … dann horcht jeder auf. Ein Märchen ist niemals etwas Beliebiges, sondern befasst sich mit Grundprinzipien. So war es bei den im Volksmund überlieferten Geschichten, die von den Brüdern Grimm aufgeschrieben wurden, und so ist es bei allen erfolgreichen Geschichten, die lediglich Adaptionen dieser Geschichten darstellen.

Stories dienen schon immer der Vermittlung von Fakten

Geschichten dienten in erster Linie nicht der Unterhaltung, wie es heute zu sein scheint, sondern transportierten wichtige Informationen. Man kann sagen, dass die Höhlenmalereien unserer Ahnen die Zeugnisse erster Geschichten sind. Sie berichten vom Überlebenskampf unserer Vorfahren, die etwa abgebildet haben, wie sie sich gegen Tiere zur Wehr setzten und bei der Jagd Erfolge erzielten konnten. Das waren sehr wertvolle Information, wie man sich auch heute noch heute vorstellen kann.

Auch im Handel vermitteln wir Fakten, einerseits über uns als Verkäufer, um Vertrauen zu bilden, anderseits über unsere Produkte. Eine bloße Aufzählung von Gegebenheiten wird jedoch höchstens mit Langeweile honoriert, ein Effekt, den wir aus der Schule kennen: Die Aufmerksamkeit sinkt rapide ab, wir sind zwar körperlich anwesend, geistig jedoch nicht. Dagegen helfen spannende Geschichten!

Fakten bleiben nicht im Gedächtnis – Geschichten schon

Die Klatschpresse nutzt das Prinzip seit Jahren erfolgreich und spielt aufregende Geschichten, die oft nur zu einem kleinen Teil wahr sind, gegen uninteressante Fakten aus. Das Problem ist, für die Fakten interessiert sich niemand. So wissen die meisten Menschen heute noch, wie Boris Beckers Tochter gezeugt wurde, und auch der Name Monica Lewinsky ist den meisten ein Begriff. (Schmutzige Geschichten bleiben am längsten im Gedächtnis). An eine falsche oder übertriebene Geschichte, die dann aufgelöst wurde, erinnert sich aber kaum jemand. Geschichten stechen Fakten aus! Nun geht es beim Einsatz von Storytelling aber darum, gute Fakten in noch bessere Geschichten zu verwandeln. Doch die digitale Umgebung bringt ganz spezielle Herausforderungen mit sich, die Sie bewältigen müssen, um ihren Kunden:

– zu erreichen,
– zu begeistern.

Die digitale Welt und die Aufmerksamkeitsspanne des Kunden

Die Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer, im Netz werden wir mit Informationen geflutet. Diese werden häufig nur noch „gescannt“, also überflogen, oder spielerisch erfahren. Das macht es zu einer absoluten Herausforderung, den Kunden zu packen und ihn für die eigenen Infos zu interessieren. Mit Storytelling gelingt das jedoch leichter, denn wenn eine Geschichte beginnt, dann horchen Menschen von selbst auf.

Das liegt daran, dass Geschichten das verbindende Element zwischen Menschen sind. Unsere Eltern und Großeltern haben sie uns erzählt und wir haben von ihnen gelesen. Ganze Bibliotheken sind damit gefüllt, und selbst die großen religiösen Lehren werden immer in Form von Geschichten erzählt.

Es gibt kollektive Erinnerungen und Mythen, die im Unterbewusstsein jedes Menschen gespeichert sind. Diese kollektiven Erinnerungen hat C.G. Jung beschrieben , sie wurden dann als überkulturelles Erzählprinzip von Joseph Campbell entdeckt, der das Ganze in seinen Aufsätzen zur „Heldenreise“ aufdeckte. Er beschreibt, dass ganz bestimmte Archetypen von Erzählungen in allen Kulturen zu finden sind.
Das verdeutlicht, wie bedeutsam Geschichten sind.

Was macht eine Geschichte aus?

Stories drehen sich immer um Personen.

Dabei geht es nicht nur um die Personen, von denen erzählt wird, sondern auch um die, welche hinter den Geschichten stehen. Die Geschichte Ihres Unternehmens ist ebenso von Belang wie die Stories, die Sie rund um Ihre Produkte erzählen.

Stories drehen sich auch darum, Dinge greifbar zu machen.
In der digitalen Welt ist alles abstrakt – man kann Waren nicht anfassen und sich von ihrem Wert einen echten Eindruck verschaffen. Werden in einer Erzählung allerdings konkrete Gegenstände und Handlungen beschrieben, die im besten Fall noch eine Emotion auslösen, dann hinterlässt der Besuch auf Ihrer Seite einen bleibenden Eindruck.

Eine Geschichte kann gut oder schlecht beginnen und ausgehen.

Unternehmen neigen dazu, stets die positiven Aspekte ihres Unternehmens herauszustellen. Die Zahlen sind prima, die Expansion wird gelingen, der Erfolg ist sicher. Damit locken sie jedoch niemandem hinter dem Ofen hervor. Was die Menschen hören wollen, sind Geschichten, in denen jemand eine Herausforderung zu bewältigen hat. Zum Beispiel, dass der Gründer eines Weltkonzerns an einem kleinen Tisch in der Garage begonnen hat.

Ein Held wird man erst, wenn man den Feind besiegt, den Drachen erschlagen und das Mädchen gerettet hat. Wobei der Drache auch die Lage auf dem Weltmarkt und der Feind ein bestimmtes Problem des Kunden sein kann.

Ohne Feind kein Held.

Die Geschichte der Menschen beginnt erst, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben werden. Alexander und Caesar sind die berühmtesten Feldherren der Welt, weil sie so viele Schlachten geschlagen haben. Ohne den Spindelstich in den Finger der Jungfrau kann es keine Rettung geben, das Gleiche gilt für die sieben Brüder, die in Raben verwandelt und von der Schwester wieder erlöst werden. Und denken wir einmal an den berühmtesten Zauberer der Welt : Er musste in einer Kammer wohnen. Unter einer Treppe!

Doch worum geht es dabei eigentlich?
In all diesen Beispielen werden Archetypen angesprochen, zu denen jeder Mensch eine innerliche Verbindung hat. Und nicht nur das: Jeder Mensch musste sich schon Herausforderungen stellen und Probleme lösen, die am Anfang unlösbar schienen (wie eine Mammutherde, oder eine undurchdringliche Dornenhecke). Darum wollen wir wissen: Wie haben andere das geschafft? Probleme ziehen uns magisch an. Wir identifizieren und spontan mit den Protagonisten und fiebern mit: Wird die Auflösung gelingen? 

Geschichten sind am erfolgreichsten, wenn sie mit einem Problem beginnen und mit einer Lösung enden. Das simple Prinzip hat sich bewährt und funktioniert weiterhin.

Was ist mit dem Erzähler?

Beim Verkaufen geht es darum, Beziehung aufzubauen. Ihr Kunde steht nicht vor Ihnen, kann Sie nicht sehen und sich eine Meinung über Ihre Vertrauenswürdigkeit bilden. Werden Sie sichtbar und zeigen Sie sich! Erzählen Sie auf Ihrer Webseite Ihre eigenen Geschichte. Warum vertreiben Sie gerade diese Produkte , was interessiert Sie an Ihren Themen? Beschreiben Sie ein Problem, das durch Ihr Business gelöst wird, und bieten Sie dem Kunden dadurch ebenfalls eine Lösung an. Nehmen Sie sich Steve Jobs zum Vorbild, der seine iPhone gern persönlich vorstellt. Die langen Schlangen vor seinen Verkaufsstellen geben ihm recht. Drehen Sie ein kurzes Video, und lassen Sie es automatisch laufen, sobald Ihre Seite aufgerufen wird. Gerne unterstützen wir Sie bei der Implementierung, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, und stehen Ihnen auch zur Seite, wenn es um die Storytelling Features von Shopware geht.

Es wird einmal!

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Ihr Ansprechpartner
Biljana Huerta Barroso
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